Am 17. November 2018 veranstalteten der „Förderverein Altes Jugendheim“ und die Stadt Remagen zum nunmehr sechsten Mal einen „Tag der Demokratie“, um Nationalismus, Fremdenhass und Menschenverachtung Einhalt zu gebieten. Anlass war ein sogenannter „Gedenkmarsch für die Toten in den aliierten Rheinwiesenlagern“, den Rechtsextreme zum mittlerweile zehnten Mal in Remagen abhielten.
Der Tag begann am Morgen mit einem ökumenischen Gottesdienst an der Friedenskapelle „Schwarze Madonna“, welche die Nationalisten später für ihren Trauermarsch zu missbrauchen versuchten. Doch schon zu diesem Zeitpunkt zeigte sich, dass ihnen dies nicht so einfach gelingen sollte – schließlich sollten ihnen später an der gesamten Fensterfront des „Rhein-Arm-Campus“ Bilder von im Nationalsozialismus Deportierten und zu Mitmenschlichkeit aufrufende Transparente begegnen. Außerdem bauten zahlreiche demokratische Gruppen auf dem Campus ihre vielfältigen Stände auf, darunter der „Stammtisch Lebendige Demokratie“ aus Neustadt/Wied und Vettelschoß.
Erst im September dieses Jahres gegründet, schritt die Gruppe des Mehrgenerationenhauses Neustadt / Wied zu ihrer ersten größeren Aktion. Die achtköpfige Abordnung, der auch die Elftklässer des MGL Julian Velling, Niklas Hausen und Thorben Thieme angehörten, errichteten bunte Stellwände und Tische – allesamt mit Informationsmaterialien bestückt, welche die Demokratie und Würde des Menschen im wahrsten Sinne des Wortes großschrieben. So wurden beispielsweise Zeitungsartikel, Flyer der Jugendvertretung Vettelschoß oder die ersten Eigenwerke des Stammtisches wie eine Mind-Map zum Thema „latent rechte Gesinnung“ aufgehängt und ausgelegt. Bis in den Nachmittag hinein standen die Aktiven den vielen Besuchern bei bestem Wetter, Live-Musik und verschiedenen Beiträgen anderer Rede und Antwort, doch die Veranstaltung bot noch so viel mehr!
Zum einen stellte die Hochschule kostenlos Fahrräder zur Verfügung, mit denen man zwischen der Remagener Innenstadt und dem Campus pendeln konnte – im Stadtzentrum lag nämlich der zweite Veranstaltungsort des „Tages der Demokratie“. Auch dort präsentierten sich mehrere Gruppierungen und unterschiedliche Personen – von Kommunalpolitikern über Schüler bis hin zu Integrationsbeauftragten – hielten Reden, um den Rechten Paroli zu bieten. Zum anderen startete von dort aus die bunt gemischte Gegendemonstration (mit zum Teil interessanten Gestalten) , die sich mit lauter Musik und geistreichen Plakaten wie „Der Fuchs ist schlau und stellt sich dumm – beim Nazi ist das andersrum! “ vom „Trauermarsch“ der Rechtsradikalen abgrenzte.
Den gesamten Tag über blieb es friedlich. Auch als die Rechten am frühen Nachmittag an der „Schwarzen Madonna“ nahe des Rhein-Ahr-Campus, wo sie ein lautstarkes Pfeifkonzert erwartete, ankamen und dort den Gegendemonstranten begegneten, hatten Polizei und Organisatoren alles im Griff.
Angesichts der deutlichen Überzahl derjenigen, die sich zu einer offenen Gesellschaft und lebhaften Erinnerungskultur bekannten, zeigten sich alle Beteiligten nach sieben Stunden Anstrengung, aber auch Freude zufrieden. Einig waren sie sich zudem darin, dass Geschichtslügen und Menschenhass auch im nächsten Jahr nicht einfach hingenommen werden dürfen!
Thorben Thieme
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