Meinung

Schulleben in Deutschland – Bald Tablets für alle?!

Niklas Hausen |

Eine Schule, an der die Schüler nicht mit völlig überalterten PCs arbeiten, an der ein Smartboard nicht direkt abstürzt, wenn sein Schwamm benutzt wird oder an der ein jeder Schüler statt Bücher ein Tablet schleppen muss, ist in Deutschland wohl eher eine Traumvorstellung.

Aber wieso eigentlich? Sind wir Schüler unserem Land so wenig wert?

Dies ist nur zum Teil der Fall. Denn in Deutschland ist Bildung Ländersache, was dazu führt, dass wir 16 verschiedene Bildungssysteme haben. Von Chancengleichheit und Gerechtigkeit ist hierbei nichts zu erkennen. Der sogenannte Bildungsföderalismus soll den Wettbewerb um das beste Schulsystem fördern, jedoch ist von viel Wettbewerb keine Spur. So hat dieses System noch eine weitere Schwäche: Die Bundesländer haben zu wenig Geld!

Die Lösung wäre eine Grundgesetzänderung, die es dem Bund möglich macht, Gelder für Bildung an die Länder zu verteilen, was stand heute (2018) nicht möglich ist. Also wurde am 29. November im Bundestag darüber abgestimmt, ob diese Grundgesetzänderung verabschiedet werden soll. Einziges Hindernis: Dafür ist eine Zweidrittelmehrheit notwendig. Mit Hilfe der Stimmen von CDU / CSU, der SPD, der FDP, der Linkspartei und den Grünen kamen die nötigen Stimmanteile zusammen. Auffallend dabei ist, dass die AfD-Fraktion geschlossen gegen den Antrag stimmte. Wahrscheinlich hatten sie das Geld schon für den Bau einer Mauer verplant.

Jedenfalls genügt dies noch nicht. So muss nun der Bundesrat ebenfalls mit einer Zweidrittelmehrheit für den Gesetzentwurf stimmen und das ist schwieriger als erwartet. Denn es stellten sich schon vor der Abstimmung fünf der 16 Bundesländer quer. Auf der einen Seite vier CDU / CSU regierte Länder: Bayern, Sachsen, Hessen und NRW; auf der anderen Seite das von den Grünen regierte Baden-Württemberg. Sie alle meinen: „Wir wollen die Vielfalt und den Wettbewerb in unserem Bildungswesen erhalten. “ In anderen Worten: „Alles soll so bleiben wie es ist. Denn uns sind Traditionen wichtiger als die Bildung unserer Kinder. “ Als es jedoch zur Abstimmung im Bundesrat kommt, stimmen überraschend alle 16 Bundesländer gegen den Digitalpakt. Jetzt muss also ein Vermittlungsausschuss die Differenzen zwischen Bundestag und Bundesrat klären. Der Gesetzesentwurf jedenfalls ist zunächst in die Schranken gewiesen.

Damit wird nun also ein Milliardenpaket für die deutschen Schulen verhindert und dies bewirkt, dass Deutschland weiterhin Schlusslicht in puncto Digitalisierung bleibt. Aber gerade in einer digitalisierten Welt wie dieser ist es enorm wichtig, in die Bildung und Ausbildung junger Erwachsener und Kinder zu investieren. Aber richtige Investitionslust ist trotz möglicher Grundgesetzänderung nicht zu erkennen. So stehen nach dem Bundeshaushalt 2018 nur 17,5 Mrd. € für Bildung und Forschung zur Verfügung. Im Vergleich dazu gibt der Staat 38,5 Mrd. € für Verteidigung aus. Getreu dem Motto „Shoot first, talk later“ werden hierbei vom Bund wieder völlig falsche Prioritäten gesetzt.

Jedenfalls lässt sich dazu insgesamt sagen: Wenn wir weiterhin wettbewerbsfähig bleiben wollen, müssen wir mehr Investitionen in Bildung wagen und den Bildungsföderalismus ein für alle Mal beenden. So werden nämlich die schlausten Köpfe über unsere Zukunft entscheiden und nicht die beste Kampfdrohne.

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