Meinung

Wie die Sprache der Nationalsozialisten einen neuen Aufwind erfährt

Niklas Hausen |

Ausdrücke wie „Lügenpresse“ oder „Altparteien“ hört man es heutzutage häufig über die Marktplätze Deutschlands schallen.

Aber auch schon vor mehr als 80 Jahren waren solche Parolen im Trend. Der „Trendsetter“ war damals die NSDAP, die die deutsche Sprache für ihre propagandistischen Zwecke nutzte. Heute wieder genutzt, kennen viele Menschen gar nicht den Ursprung dieser Worte.

So waren die anfänglichen Beispiele tatsächlich Begriffe der Nationalsozialisten, um die „feindliche“ Presse und andere Parteien zu diffamieren. Das Wort „Volksverräter“ wäre ein weiteres Beispiel dieser Art. Aber die NSDAP wusste nicht nur Worte für ihre Propaganda zu verwenden, sie kreierten auch völlig neue Begriffe, die häufig Euphemismen darstellten. Sie dienten also dazu, dass grausame Tatsachen beschönigend dargestellt wurden. Zum Beispiel drückte der Ausdruck „Endlösung der Judenfrage“ die Deportation und Ermordung von sechs Millionen europäischer Juden aus. Und dies ist auch heute nicht anders, so nutzen Parteien am rechten Rand gerne den Neologismus „Asyl-Tourismus“. Hierbei wird suggeriert, dass Menschen, die Flucht vor Krieg, Terror und Gewalt ergreifen, vergleichbar mit gewöhnlichen Touristen sind. Dabei wird für jeden Menschen mit gesundem Menschenverstand deutlich, dass dies nicht der Fall ist, doch als Schlagbegriff ist er doch ziemlich eingängig und wird immer häufiger verwendet.

Außerdem wurden auch Feindbilder durch gezielte Wortwahl gebildet und Ängste geschürt. Immer häufiger wurde während der konservativen Revolution, die die Entwicklung der Weimarer Republik hin zur NS-Diktatur beschreibt, politische Gegner als „Parasiten“ bezeichnet. Die sogenannte „Flüchtlingswelle“ wäre ein vergleichbarer Begriff von heute. In beiden Beispielen wird stark damit gearbeitet, dass der Hörer vergisst, dass es sich bei den Angesprochenen um Menschen handelt. In der Folge kann der Zuhörer auch vergessen, dass diese Menschen mit Würde und Toleranz zu behandeln sind.

Das alles könnte ich an zig weiteren Beispielen festigen und es war auch keine schwere Aufgabe solche zu finden. Ein paar Reden so mancher Mitglieder des deutschen Bundestages genügen, um sich zu vergewissern, dass sich diese Nation in eine falsche Richtung bewegt – schon wieder. Mein persönliches Anliegen mit diesem Artikel ist es nur, dass diese Parallelen aufgezeigt werden. So werden provozierende Ausdrücke eines Gaulands oder einer Weidel schnell als Ausrutscher abgetan, jedoch formt die Nutzung unserer Sprache unsere Gesellschaft. Und Sprache kann leider auch dazu genutzt werden, um Menschen zu manipulieren. Das hat unser Land schon 1933 zu Grunde gerichtet. Die Frage ist nur, ob wir uns in einer weiteren konservativen Revolution befinden. Eine Analyse der Sprache jedenfalls lässt Ähnliches andeuten, aber wir haben auch Erfahrung damit, dass es schon einmal so war. Wir müssen uns dessen besinnen!

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